Monatsgedanken

GEDANKEN ZUM NOVEMBER

Liebe Pfarrverbandsmitglieder und interessierte Leserinnen und Leser!

Pfarrvikar Tobias Pastötter

Tagtäglich öffnen und schließen sich Tore und Türen. Nicht zu überhören ist das bei der derzeit knarrenden Eingangstür im Pfarrbüro, die sich vermutlich wegen der kühleren Temperaturen verstellt hat. Doch vielmehr denke ich gerade an die Türen des Lebens, die da auf- und zugehen, teils selbstverursacht, teils vorherbestimmt. Da gibt es zahlreiche kleine und größere, bedeutende und unbedeutende Tore.

Mir hat sich auch erst wieder eine aufgetan, von der ich hier im Pfarrverband eigentlich nicht berichten wollte, um niemanden zu verwirren. Vielleicht haben Sie es aber – wie manch aufmerksame Pfarrkinder – schon bemerkt, dass man mich nun offiziell „Pfarrvikar“ nennt, denn im Juli durfte ich das Zeugnis der Zweiten Dienstprüfung entgegennehmen. Dieser „Aufstieg“ ermöglich mir nun die Übernahme einer eigenen Pfarrei, womit ich aber – sofern ich nicht gerufen werde – noch ein paar Jahre warten will, um meinen Erfahrungshorizont in den Pfarreien zu weiten. Vermutlich werde ich dafür im nächsten Sommer die Dienststelle wechseln und bleibe in der restlichen Zeit weiterhin gerne euer „Kaplan“.

Diesbezüglich sprechen auch die kommenden Sonntagsevangelien eine klare Sprache: „Der Größte von euch soll euer Diener sein!“ Doch blickt man in unsere Zeit, so haben einige Machthaber dieser Welt anderes im Sinn. Statt friedlich zu leben, herrscht Unfriede und Krieg. Ansehen und Habenwollen reizen mehr als Friede und gutes, gerechtes Miteinander aller. Ob da die grauen Novembertage mit Allerseelen und Volkstrauertag ein Umdenken ergeben? Denn schließlich geht es doch um die eine große Tür in eine andere Welt, vor der sich jede und jeder von uns behaupten muss: die Tür in das vollendete Reich Gottes.

Diese Tür des Hochzeitssaals bleibt den törichten Jungfrauen verschlossen. Doch nicht nur sie müssen draußen bleiben. Auch der schlechte und faule Diener, der seine Talente vergeudet hat, wird in die äußerste Finsternis verbannt. Wohl kein Sinnbild für das große Fest Allerheiligen, wo sie zum himmlischen Hochzeitsmahl versammelt sind und auf all jene warten, die im Laufe der Zeit anklopfen werden.

„Wer begehrt Einlass?“ Diese Frage des Habsburger Bestattungszeremoniells wird dem Zeremonienmeister an der Pforte des Kapuzinerklosters gestellt, als er mit dreimaligem Klopfen um den Einlass des Sarges in die Kaisergruft bittet. Zweimal wird er abgewiesen, nachdem er sämtliche Herrschertitel des Verstorbenen aufgezählt hat. Erst wenn seine Antwort nur noch „ein sündiger, sterblicher Mensch“ lautet, öffnet ein Kapuzinerbruder die Pforte und der Leichnam wird zur letzten Ruhe gebettet.

Mit diesem adeligen Gedanken wünsche ich Ihnen den Weitblick, der uns als Christinnen und Christen gebührt und unser Miteinander bestimmen soll. Denken Sie daran, wenn sie an den Gräbern und Denkmälern Ihrer lieben Verstorbenen und Vorfahren stehen, dass jede Tür, die sich öffnet, jede Chance, die Ihnen das Leben bietet, genützt werden muss, damit diese Welt – im Sinne der Allgemeinheit – ein wenig besser wird. Auch wenn es manchmal dafür ein bisschen knarrt und nicht so leicht zu ertragen ist!

Ihr
Tobias Pastötter
Pfarrvikar