Beitragsbild Sonntagsimpulse

SONNTAGSIMPULS 10.09.2023

23. Sonntag im Jahreskreis

„Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! …“ Mt 18.15

Lied
„Gott ruft sein Volk zusammen …“ – GL 477

Tagesgebet
Gütiger Gott, du hast uns durch deinen Sohn erlöst und als deine geliebten Kinder angenommen. Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die wahre Freiheit und das ewige Erbe. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Evangelium Mt 18, 15–20
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 15Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. 16Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. 17Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. 18Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.
19Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. 20Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Betrachtung

Foto © Sr. M. Franziska: im Klostergarten
Foto © Sr. M. Franziska: im Klostergarten

Was der Evangelist hier aus dem Munde Jesu sagt, betrifft den Umgang mit Schuld in der Gemeinde. – Gemeinschaft ist nie leicht. Wir sagen: Wo Menschen, da menschelt es. – In jeder Form von christlicher Gemeinschaft ist es nicht automatisch besser, der soz. „entscheidende“ Unterschied besteht darin, dass Jesus Christus das „Bindeglied“ ist, wie die Nabe die Speichen zusammenhält. – Bei der Anleitung, die Jesus hier seinen Jüngern gibt, wie mit einzelnen schuldig gewordenen Gemeindemitgliedern umzugehen ist, ist interessant, dass die Gemeinde nicht auf Biegen und Brechen jedwedes Fehlverhalten in Geduld akzeptieren muss, sondern dass es tatsächlich Grenzen gibt. „Heide“ und „Zöllner“ bedeutet so viel wie: nicht mehr dazugehören. Der Ausschluss wird interessanterweise nicht durch einen Akt vollzogen, sondern er geschieht durch „nicht hören“. Die Verweigerung von „Gehorsam“ (kommt von horchen!) bedeutet hier nicht Ausdruck menschlicher Freiheit, sondern: die Speiche löst sich selbst von der Nabe. Und deshalb kann nicht einmal „der Himmel“ helfen. Gott achtet unsere Freiheit. Auch wenn ER nie aufgibt. – Und die große Zusage: selbst wenn wir als Christen nur zu zweit sind: Christus ist IMMER die Mitte. – Ja, sogar noch mehr: ich erinnere mich an eine (alte) Geschichte, die ein Pater in meiner Heimatgemeinde öfter erzählt hat: „Ein chinesischer Junge wird auf dem Weg zur Kirche gefragt, wo er hingehe. „Zur Kirche!“ antwortet er. Stückweise macht ihm der Fragende klar, dass alles, was er sucht, abgeschafft ist, es nicht mehr gibt: „Die Kirche gibt es nicht mehr!“ – „Dann bin ich Kirche!“ sagt der Junge und setzt seinen Weg fort. – Das Wort „Wir sind Kirche“ kennen wir, doch sogar: ich bin Kirche, d.h. Ort der Gegenwart Christi mitten unter den und für die anderen.